STEINHART/Schwaben

Gründung: ca. 18. Jahrhundert – Fläche: 1430 qm

Es handelt sich hier um einen kleinen, historisch sicher sehr bemerkenswerten Friedhof, der einige hundert Meter von der Ortschaft entfernt, am Fuße einer Anhöhe liegt, wo eine Burgruine steht, die von einem Graben umgeben ist. Der Gute Ort ist von dieser Burgruine ungefähr 50 Meter entfernt auf einem wahrscheinlich künstlich aufgeschütteten Hügel angelegt, im Wald versteckt und gleichfalls von einer Art „Graben“ umlaufen. Judenbuck heißt dieser Burghügel aus dem Mittelalter. Die Ruine ist der Überrest der einst von den Herren von Steinhart ab dem Jahre 1328 erbauten Burg.1) Die Friedhofseinfriedung besteht aus einem Holzzaun, der von einer kleinen Metalltüre, befestigt zwischen zwei Steinpfosten, unterbrochen ist. Gleich hinter dem Eingang steigt das Geländer sehr stark an. Viele der Grabsteine, die in verschiedene Himmelsrichtungen zeigen (ein Indiz, dass die Standorte nicht mit den Gräbern übereinstimmen), bestehen aus schmalen hellen Steinplatten (Jurakalk). Längs der Einfriedung stehen sehr alte, zum Teil schon in der Erde versunkene Mazzewot mit größtenteils bereits unleserlicher hebräischer Inschrift. Der älteste bekannte Grabstein am Guten Ort in Steinhart datiert vom Ende des 18. Jahrhunderts. Bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts waren Juden in Steinhart ansässig.

Anfang des 19. Jahrhunderts waren mehr als vierzig Prozent der Bevölkerung Juden. Die Kehille besaß eine Synagoge, eine 1847 erbaute Mikwe und eine jüdische Volksschule. Diese Schule stiftete ein nach England Ausgewanderter namens Emanuel der Kehille.2) Viele junge jüdische Frauen und Männer waren zur damaligen Zeit gezwungen, ihre Heimatgemeinde zu verlassen.

Die handel- und gewerbetreibenden Juden durften nämlich eine gesetzlich vorgeschriebene Zahl nicht überschreiten.3) Zu Ehre und Berühmtheit gelangte ein weiterer Sohn der Kehille: Jakob Obermeyer, geboren 1845 in Steinhart, wurde 1869 Lehrer an einer Schule der Alliance Israèlite Universelle in Bagdad und Erzieher des persischen Kronprätendenten. 1884-1915 war er Lehrer der arabischen Sprache und Literatur in Wien. Sein bedeutendstes Werk ist „Die Landschaft Babylonien im Zeitalter des Talmuds und des Gaonats“.4) Die jüdische Gemeinde Steinhart war ab 1799 dem Rabbanut Oettingen und ab 1856 dem Bezirksrabbanut Wallerstein angegliedert.

Friedhof Steinhart

Nachdem 1861 auch die letzten Beschränkungen des Judenedikts aus dem Jahre 1813 entfielen, wanderten immer mehr Juden von den Dörfern weg in größere Orte. Auch die Kehille Steinhart blieb davon nicht verschont und löste sich dadurch im Jahre 1883 auf.

1) Dr. V.v.Volckamer: Wallersteiner Kalender, Fürstl. Brauhs. Wallerstein
2+3) G. Römer: Schwäbische Juden, H. Heymanns Erinnerungen
4) Jüdisches Lexikon, athenäum Verlag.