Steinach/Unterfranken

Gründung: 1874 – Fläche: 1280 qm

In einem Waldstück außerhalb des Ortes, westlich der Straße nach Bad Neustadt, liegt der Gute Ort der einstigen Israelitischen Kultusgemeinde Steinach an der Saale. Eingefriedet ist der Friedhof mit einer Mauer aus grauen Betonplatten, die an der Südseite von einem kleinen Türchen aus Eisenstäben mit einem mittig angebrachten Davidstern unterbrochen ist.

Auf dem Areal befinden sich vier Grabreihen mit ca. 100 Mazzewot. Auffallend ist der starke grünlich-gelbe Algenbelag auf den größtenteils schon verwitterten Sandsteinen. Eine Kehilla existierte in Steinach bereits im 14. Jahrhundert, bis sie durch die Armleder-Banden (organisierte Schläger, die sich als Kennzeichen ein Stück Leder um den Arm banden und raubend und mordend über die jüdischen Gemeinden herfielen) in den Jahren 1336/37 vernichtet wurde.

Es dauerte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, bevor sich eine neue Gemeinde im Ort gründete. Eine 1676 erbaute Synagoge (1852 wurde das Gebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt), Mikwe, Schulhaus mit Lehrerwohnung, Bibliothek und der 1874 angelegte Beth Olam nannte sie ihr Eigen. Bis zur Einweihung des eigenen Guten Ortes bestattete man die Verstorbenen auf den großen Bezirksfriedhof in Kleinbardorf. Ende des 19. Jahrhunderts erreichte die jüdische Gemeinde mit 144 Mitgliedern (das waren ca. 20% der Ortsbewohner) ihren Zenit. Betreut wurde die Kehilla vom Bezirksrabbinat Kissingen. Es war eine sehr orthodoxe Gemeinde, in der man streng auf die Einhaltung der religiösen Gesetze achtete. So verpflichtete man die Erwachsenen zweimal im Jahr, den Jom Kippur katan (kleiner Versöhnungstag) zu begehen und zwar in den Monaten Nissan und Elul. Wer dies nicht einhielt, wurde mit einer Geldbuße belegt. 1924 musste wegen Schülermangel die Schule geschlossen werden. 1926 erhielten noch sechs Kinder von Israel Wahler aus Bad Neustadt (der auch als Schoichet amtierte) Religionsunterricht.

Grabstein aus dem Jahre 1881 auf dem Guten Ort in Steinach.

Noch im Jahre 1938 teilte der Vorstand dem Verband bayerischer israelitischer Gemeinden mit, dass sie das Synagogengebäude noch nicht veräußern sollen, da an jeden Schabbat G’ttesdienst abgehalten werde und die Kinder dort ihren Religionsunterricht erhielten.

Auf den Sandsteinfundamenten der Synagoge steht heute die Grundschule von Steinach. Dort errichtete 1996 der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern einen Gedenkstein. Die Saalezeitung aus Bad Kissingen meldete dies mit der Überschrift: Daß das Erinnern nicht vergessen wird.