Pfaffenhausen/Stadt Hammelburg/Unterfranken
Gründung: Um 1580 – Fläche: 12.100 qm
In der Mitte von Pfaffenhausen, einem Ortsteil der Stadt Hammelburg, liegt an einem nach Norden steil abfallenden Hang der große jüdische Bezirksfriedhof. Bestattet wurden hier die Mitglieder der einstigen Kehilles Oberthulba, Untererthal, Unterriedenberg, Bad Kissingen (bis 1801),Bonnland, Dittlofsroda, Hessdorf, Westheim, Gmünden und Hammelburg. Eingefriedet ist das Areal teils mit einer massiven Bruchsteinmauer, einem teils mit Maschendrahtzaun.
Der Haupteingang, ein zweiflügeliges Eisentor zwischen zwei großen steinernen Pfosten, befindet sich an der Südseite, während ein weiteres Tor an der Ostseite und ein kleines hölzernes Türchen an der Nordseite sind. Rechts vom Haupteingang befindet sich ein großes Sandstein-Taharahaus Eine am Haus angebrachte Gedenktafel hat folgenden Wortlaut: „Dieser jüdische Friedhof wurde seit dem 16. Jahrhundert ununterbrochen benutzt. Im Juli 1938 wurde der jüdischen Kultusgemeinde weitere Begräbnisse verboten. Zur Erinnerung und Mahnung.“ Das Gräberfeld kann man in einer älteren – d.h. westlichen – und einen neuen – östlichen – Teil gliedern. Im älteren Teil (einst stand in der Nordwestecke ein Taharahaus und auch der Friedhofszugang war dort 1) stehen die Mazzewot verstreut.
Der westliche Teil wurde wahrscheinlich zugekauft. Laut einem Eintrag im Grundbuch für Pfaffenhausen ist zu lesen: Israelitische Kultusgemeinde Pfaffenhofen zum Teile durch Ersitzung auf Grund unvordenklichen Besitzes, zum Teile durch kauf…“ In diesem Teil erfolgte die Belegung von Osten aus, so dass die jüngeren, eng stehenden Grabreihen heute in der Mitte des Guten Ortes sind. Juden waren in Hammelburg schon seit Ende des 13. Jahrhunderts ansässig. Sie hatten unter den Verfolgungen dieser Zeit sehr zu leiden. Im 16. Jahrhundert wurde neben dem Anlegen des Friedhofs auch eine Synagoge und eine Mikwe von der Gemeinde errichtet. Die Pfaffenhauser Einwohnerschaft wie auch deren Magistrat waren den Juden feindlich gesinnt. Sie beschränkten ihre Aufenthaltserlaubnis oder wollten sie bekehren.2) Die Zeit während des Dreißigjährigen Krieges brachte erneut großes Leid für die dortigen Juden.
Danach kam eine kurze Zeit der Entwicklung der Kehille, die im Jahre 1671 wieder in Vertreibung endete. Sechs Jahre später entstand erneut eine jüdische Gemeinde in Hammelburg. Der zu dieser Zeit residierende Fürstabt Bernhard Gustav von Fulda gab den Juden die Genehmigung, ihre Verstorbenen weiter auf den Guten Ort in Pfaffenhausen zu beerdigen.
Um 1800 baute man sich eine neue Synagoge, die 1895 renoviert wurde. Die Kehille achtete sehr darauf, dass die Kinder täglich Religionsunterricht erhielten. Eine Schule und ein Gemeindehaus waren vorhanden. Weiter bestanden Chewra Kaddischa für Männer und Frauen, eine Spendenkasse sowie Ortsgruppen der Zionistischen Vereinigung und des Keren Kajemet le Jisrael.
1873 versuchte der Gemeindeausschuß von Pfaffenhausen beim königlichen Bezirksamt zu erreichen, dass die Jeden auf dem Guten Ort nicht mehr beerdigen dürfen. Die Begründung lautete: „1. Luftverderbnis in Folge der unmittelbaren Nähe des Leichenackers am Orte Pfaffenhausen und dadurch bedingte örtliche Krankheitserscheinungen. 2. Verunreinigung des Trinkwassers durch gelöste Leichenstoffe aus genannten Leichenacker, die auf Grund der Landesdir. Vom 11. Februar 1805, der gepflogenen Erhebungen haben ergeben.“ Die Eingabe wurde jedoch am 23. Januar 1874 abgewiesen. Die letzte Lewajia war die von David Birk sel.A. aus Gmünden.3) 1938 wurde der Friedhof aus „sanitären Gründen“ geschlossen.
1 u 3) Dokuarbeit von K.Stöckner, Hammelburg
2) (………..)