MÜHLHAUSEN/Mittelfranken

Gründung: 1738 – Fläche: 7920 qm

Nordwestlich des Ortes Mühlhausen liegt auf einer kleinen Anhöhe der Beth Olam der einstigen jüdischen Gemeinde. Das rechteckige Areal mit seinem großen Baumbestand ist mit Maschendrahtzaun eingefriedet. Vom zweiflügeligen Eingangstor – einem eisernen Gittertor zwischen zwei großen Steinpfählen – zieht sich ein Weg gerade durch den Guten Ort. Rechts hinter dem Eingang steht ein kleines Taharahaus. Es besteht aus einem Raum sowie einem kleinen Dachboden. Im hinteren, älteren Teil des Friedhofs stehen viele zum Teil schon versunkene Grabsteine. Im vorderen Teil, vom Eingang aus auf der linken Seite, stehen schön verzierte Mazzewot mit schmiedeeisernen Grabeinfassungen.

Leider fehlen bei fast allen Grabsteinen der vorderen Reihe die eingearbeiteten Schrifttafeln. Wann Juden erstmals in Mühlhausen siedelten ist nicht bekannt, jedoch vermutet man, dass es Anfang des 14. Jahrhunderts war. Auch eine Synagoge ist im Jahre 1311 erstmals erwähnt. Sie lebten dort bis zu den Verfolgungen während der Zeit des schwarzen Todes, der Pest. Viele der Vertriebenen haben sich daraufhin in Erfurt und Frankfurt niedergelassen. Der Besitz der ermordeten Juden dieses Pogroms war der Grund eines großen Streits zwischen dem Adligen Charles IV. und der Stadt.1) Im 15. und 16. Jahrhundert gewährten die herrschenden Reichsritter von anderen Landesteilen vertriebenen Juden Zuflucht.

Doch taten sie das natürlich nicht aus Humanität. Vielmehr war der Motor dieser „guten Tat“ Gewinnstreben. Der Schutzzins, den die Juden entrichten mussten, war eine ergiebige Einnahmequelle. Desweiteren wurden noch viele andere Abgaben für sie erfunden, wie z.B. im Jahre 1433 eine 200 Florin hohe Krönungssteuer.2) Ihren Lebensunterhalt verdienten sich die Juden hauptsächlich durch Viehhandel, da ihnen – wie im ganzen Land – der Erwerb von Grundbesitz verboten war. Während des 30jährigen Krieges flohen die Mühlhausener Juden ins nahe gelegene Höchstadt. Nach dem Krieg konnten sie sich auch dem Viehhandel nicht mehr widmen, da die Höchstädter Fleischerzunft auch diese Erwerbsquelle unterband. So wurden sie zu Getreidehändler.3) 1699 kam es zu großen Versorgungskrisen mit Brotgetreide.

Die durch falsche Gerüchte aufgestachelte Bevölkerung ließ ihren Unmut erneut gegen die in Mühlhausen lebenden Juden aus. Die Schuldigen, die Landesherren, hatten das Korn in den Zehntscheuern (Anm.: Zehnt war eine Steuer, Scheuer = Scheune) gehortet, um es mit großem Gewinn nach auswärts, wie die reichsstädtischen Nürnberger, verkaufen zu können.4) Mitte des 18. Jahrhunderts war die jüdische Gemeinde im Besitz des Friedhofs, wie auch einer neu errichteten Synagoge, die 1832 renoviert wurde. Die Jahreszahl 1756 war auf dem Chuppastein eingemeißelt. 1868 eröffnete man eine Volksschule und beschäftigte einen eigenen Lehrer. Am 15. November 1871 gab sich die jüdische Gemeinde erstmals Statuten, die das interne Zusammenleben regeln sollten.5) Die Gemeinde verkleinerte sich in der Folgezeit stetig und so wurde aufgrund einer Anordnung der zuständigen Behörde 1920 die Schule geschlossen. Der Lehrer setzte seine Tätigkeit als Religionslehrer, Chasan und Schojchet fort.

Im gleichen Jahr verschlechterte sich die finanzielle Lage der Gemeinde drastisch. Um den Fortbestand der Kehilla zu sichern, wandte man sich an die inzwischen verzogenen Mitglieder mit der Bitte um Spenden. Dieser Hilferuf brachte das ansehnliche Ergebnis von über 47.000 RM. Der Vorstand war Theodor Bruckheim, der trotz großer Schwierigkeiten mit viel Energie die Kehilla weiterführte, bis sie vernichtet wurde.

1-2) Museum of Jewish Diaspora
3-4) FT v. 13./14. 3. 76
5) J. Fleischmann: Mesusa 1

Taharahaus Mühlhausen

Friedhof Mühlhausen