MÖNCHSDEGGINGEN/Schwaben
Gründung: 1835 – Fläche: 1430 qm
Der kleine quadratische Friedhof in Mönchsdeggingen ist mit einer stabilen Bruchsteinmauer umgeben. Rechts neben dem Eingang – ein zweiflügeliges schmiedeeisernes Tor – steht ein großes Taharahaus. Seit 1684 existierte eine jüdische Gemeinde. Deren Synagoge war in einem 1542 erbauten Haus untergebracht, worauf heute eine Gedenktafel hinweist:
„IN DIESEM 1542 ERBAUTEN HAUSE BEFAND SICH VON 1684 BIS 1734 DIE ERSTE SYNAGOGE DER IM JAHRE 1879 AUFGELÖSTEN ISRAELITISCHEN KULTUSGEMEINDE DEGGINGEN.“ Von der zweiten und dritten Synagoge zeugt heute ebenfalls ein kleiner Gedenkstein mit dem Text: „IN DIESEM OBSTGARTEN HS. NR. 52 ALTER ORDNUNG STAND VON 1734 BIS 1828 DIE ZWEITE UND VON 1828 BIS 1879 DIE DRITTE SYNAGOGE DER IM LETZTGENANNTEN JAHRE AUFGELÖSTEN ISRAELITISCHEN KULTUSGEMEINDE DEGGINGEN.“
Der Gedenkstein und die Tafel wude auf Initiative des langjährigen (seit 1920) Friedhofspflegers J. F. Wiedeman sel.A. aufgestellt. Bevor die Gemeinde ihren eigenen Beth Olam erhielt, mussten die Verstorbenen nach Harburg gebrcht werden. Neben dem erwähnten Friedhof und der Synagoge besaß die Kehilla eine Mikwe. Auch dieses Gebäude steht heute noch. Über dem Eingang steht: ERBAUT A D 1841. Das Quellwasser wurde durch Holzrohre dem Becken zugeleitet und anschließend in den nahe am Bad vorbeiführenden Bach abgeleitet. Desweiteren war eine jüdische Volksschule vorhanden. Im Jahre 1857 lernten dort 74 Schulkinder. Zu jener Zeit blühte die jüdische Gemeinde auch wirtschaftlich. Bedeutende jüdische Leder- und Getreidehändler arbeiteten hier und hatten das Monopol für das halbe Ries und Kesseltal. Dies alles änderte sich, als der Schienenweg für die neue Bahnstrecke nicht, wie von den Deggingern erhofft, verlief. Die jüdischen Geschäftsleute erkannten, wer wirtschaftlich weiterkommen will, muß Anschluss an das Bahnnetz haben. 1) So kam es, dass immer mehr Familien nach Nördingen zogen und die Gemeinde sich auflöste. Der gute Ort wurde noch bis 1879 genutzt. Er ist mit ca. 135 Mazzewot zur Hälfte belegt.
1) Gernot Römer: „Schwäbische Juden“