LISBERG/Oberfranken

Gründung: Mitte des 18. Jh. – Fläche: 2108 qm

Ungefähr 15 km westlich von Bamberg liegt das fränkische Dorf Lisberg mit einem Ortsteil Trabelsdorf. Außerhalb des Ortes, auf einer Anhöhe, fällt inmitten von Ackerland ein Karree von Bäumen auf. Hier befindet sich der kleine Beth Olam der ehemaligen jüdischen Gemeinden Lisberg-Trabelsdorf. Umgeben von einer neu errichteten Steinmauer befinden sich ca. 120 Mazzewot z.T. in Reihen angeordnet, aber auch verstreut auf dem Guten Ort stehend. Rechts vom Eingang – auf der Westseite – stand einst ein kleines Taharahaus. In den siebziger Jahren musste das verfallene Häuschen zum größten Teil abgetragen werden Die mit einer Höhe von ca 80 cm verbliebenen Grundmauer, sowie der steinerne Waschtisch zeugen heute davon. Auffallend ist ein schmaler Weg, der vom Eingang aus gerade durch den Guten Ort verläuft und anscheinend auch vor Mazzewot nicht halt macht. Ein Indiz, dass geschändete Grabsteine nachträglich am falschen Ort wiederaufgestellt wurden oder der Weg erst viel später angelegt wurde. Es gibt nur wenig Information über die einstige Gemeinde Lisberg. Mit einer Urkunde vom 10. Januar 1739 übertrug die Ortsherrschaft (Freiherren von Münster) der jüdischen Gemeinde ein – damals – im Wald gelegenes Stück Land, um einen Friedhof anzulegen.

Friedhof Lisberg mit den Grundmauern des Taharahauses

Bis dahin bestatteten die Lisberger und Trabelsberger Juden ihre Verstorbenen im Friedhof in Walsdorf. Die Ortsherren erhielten für jede Bestattung eine Gebühr, die wohl bei der Entscheidung, den Juden ein Stück Land zu übertragen, sehr hilfreich war.1) Im Jahre 1825 waren siebzehn jüdische Familien in Lisberg, die um die kleine im oberen Dorf (= Lisberg) stehende Synagoge wohnten. Am Eichelsee war die Mikwe, in der Bevölkerung „Judentauche“ genannt. Aufzeichnungen bestehen im Familienbuch „Judaei in Lisberg“, das vom Pfarrkurat in Lisberg geführt wurde.

Vom 26. 4. 1837 bis 17. 10. 1842 war dies Pfarrer Peter Zanon, dessen Verhältnis zu den dortigen Juden wohl nicht sehr positiv war. Er schrieb: „Die hiesigen Juden sind, mit einigen Ausnahmen, vorlaut, keck und arrogant, das bezeugt Zanon Pfarrer“. Sein ab 19. 7. 1843 amtierender Nachfolger, Pfarrer Friedrich Gemperl, ergänzte: „Sie sind wie die Lisberger Christen“. Bereits 1904 löste sich die jüdische Gemeinde auf. Die in Lisberg verbliebenen Juden schlossen sich nunmehr der Gemeinde im oberen Dorf (= Trabelsdorf) an, die wiederum der von Burgebrach angegliedert war. Der Vorstand war zu dieser Zeit Karl Silbermann. Das zuständige Rabbinat war in Bamberg. Die letzte Lewajia war 1936 von Marianne Liffgens sel.A. Am 16. 6. 1940 wurde die letzte Jüdin von Lisberg, die 70jährige Lina Fromm sel.A., ins jüdische Altenheim nach Regensburg gebracht und von dort nach Theresienstadt deportiert.
1) Der Steigerwald, K. Mistele, 6 Jg. Okt.86