KARBACH/Unterfranken

Gründung: um 1800 – Fläche: 3830 qm

Am Ortsrand Karbachs, in der Nähe einer Sportanlage, befindet sich der Gute Ort innerhalb eines kleinen Waldes. Umgeben von einer massiven Bruchsteinmauer befinden sich ca. 240 Gräber mit sehr schön verzierten Mazzewot. Nicht weit vom Eingang, einem kleinen eisernen Tor, steht ein Gedenkstein mit folgender Beschriftung: „(…………) DEN TOTEN ZUR EHRE UND ZUM EWIGEN GEDENKEN AN UNSERE JÜDISCHEN MITBÜRGER, AN IHRE VERFOLGUNG, AN IHR LEID UND IHREN TOD. UNS LEBENDEN SEI ES MAHNUNG, KOMMENDEN GESCHLECHTERN EINE EINDRINGLICHE LEHRE. (…………) ERRICHTET IM JAHRE 1983 VON DEN GEMEINDEN KARBACH, HOMBURG UND MARKTHEIDENFELD.“ Wann der Gute Ort angelegt wurde, ist nicht bekannt, genauso wenig wie der Zeitpunkt der ersten Ansiedlung von Juden in Karbach. Im Grundbuch ist, bezüglich des Friedhofs, nur die Rede von: „… auf Grund unfürdenklichen Besitzes…“.

Seit Anfang des 18. Jahrhunderts werden in einer Beschreibung des Ortes Karbach Häuser erwähnt, die von Juden bewohnt sind. Judenmatrikel musste seit Beginn des 19. Jahrhunderts der jeweilige Ortspfarrer führen.1) Als erstes Beerdigungsdatum ist im Sterberegister eingetragen:
24. September 1811, Sohn des Seligmann Berney starb bei der Geburt. Um 1800 dürfte sich wohl eine organisierte jüdische Gemeinde Karbach gegründet haben.
1822 kaufte die Gemeinde das Haus für 1000 fl
(= Florin oder Gulden), das als Schulgebäude und auch Wohnung des Lehrers diente (das Haus beherbergt heute das Rathaus von Karbach).
Ein vom 6. 9. 1896 erstellter Schuldienstvertrag lautet: „Dienstvertrag zwischen der israelitischen Cultusgemeinde hahier, vertreten durch die unterzeichneten Cultusverwaltungsmitglieder und Herrn Lehrer Eschwege aus Thüngen ist heute folgender Vertrag abgeschlossen worden:

Gedenkstein auf dem Guten Ort in Karbach

Die hiesige Cultusgemeinde nimmt den Herrn Lehrer Salomon Eschwege als Religionslehrer und Vorsänger auf und übernimmt derselbe auch die Schächterfunktion. 1. Herr Lehrer Eschwege hat die Stelle eines Lehrers und Vorsängers pflichtgemäß zu versehen mit der Bemerkung, dass am Neujahrs- und Versöhnungstage ein Gehilfe als Vorbeter beigegeben wird. 2. Die Gemeindeschreiberei und die einschlägigen Publikationen zu besorgen. 3. Die Beaufsichtigung des Friedhofs zu geeigneten Zeiten. 4. Einen passenden Vortrag an Sabbat und Feiertagen zu halten ….“2) 1829 kamen zum Gebet auch Juden aus dem wenige Kilometer von Karbach entfernten Bergrothenfels. Anfang des 20. Jahrhunderts besaß die Kehille neben dem Beth Olam eine im Jahre 1844 erbaute und 1903 renovierte Synagoge und eine Mikwe. Weiterhin bestand die V. Löb- und Schiefer Adlersche Brautaussteuerstiftung. Die letzte Lewajia auf dem Guten Ort war am 17. 10. 1938. Am 23. 4. 1942 löste sich die Israelitische Cultusgemeinde Karbach auf, als die letzten 27 Juden von den Nazis deportiert wurden.

1/2) Marktchronik Karbach