FELLHEIM/Schwaben
Gründung: 1786 – Fläche: 963 qm
Die Fellheimer jüdische Gemeinde stand zu allen Zeiten in sehr enger Verbindung zur jüdischen Gemeinde der nahen Stadt Memmingen. Trotzdem errichteten sich die Fellheimer Juden eine eigene Gemeinde mit allen nötigen Einrichtungen, nachdem Freiherr Philipp Bernhard von Reichlin-Meldegg nach dem Dreißigjährigen Krieg den Zuzug von Juden erlaubte. Der kleine Platz für den Beth Olam der Gemeinde wurde den Juden vom Frh. v. Reichlin zugewiesen. Auf die Mauereinfriedung mussten die Juden jedoch noch lange Zeit warten.1) Mitten in Fellheim, hinterhalb des Hauses Nr. 17 in der Memminger Straße, liegt, ruhig und friedlich, der Gute Ort. Der Eingang ist ein kleines schmiedeeisernes Türchen mit einem Magen David in der Mitte.
Hinterhalb dieses Türchens zieht sich ein schmaler Weg geradeaus zur gegenüberliegenden Mauerseite. Die vom Eingang aus rechte Seite des Weges ist mit wenigen Gräbern belegt, während sich die beiden größeren Gräberfelder links vom Weg und im gegenüberliegenden hinteren Teil befinden. Nahezu zweihundert Mazzewot (überwiegend Sandstein, z.T. erhebliche Verwitterung) erinnern an die jüdischen Bürger Fellheims durch knapp zwei Jahrhunderte. 1716 wurde von der Kehille Marx Nissont als Rabbiner angestellt. Eine Synagoge besaßen die Juden in Fellheim noch nicht. Gebetet wurde in einem Privathaus. In der Mitte des Jahrhunderts wurde die Rabbinerstellung von Simon Leopold Laupheimer besetzt, gefolgt von Joel Nathan Greilsheimer2), die die G’ttesdienste in der 1738 erbauten Synagoge abhielten. 1794 wurde eine Mikwe fertiggestellt. Anfang des 19. Jahrhunderts erreichte die Anzahl der jüdischen Fellheimer ihren Höchststand mit 500.
Die Gemeindevorsteher Liebermann Heilbronner und Josef Bacherach beklagten bei der örtlichen Schutzherrschaft die allgemeine bürgerlichen Verhältnisse der Juden in Bayern, vornehmlich jener in Fellheim. U.a. erhoben sie Beschwerde, dass ein Begräbnisgeld weiter eingefordert werde. „obwohl sich die Juden durch Kauf eine eigene Begräbnisstätte angeeignet hätten“.3) Am 16. Mai 1830 wurde der neue Gemeinderabbiner von der kgl. Kreisregierung bestätigt.
Es war Rabbiner Marx Hayum Seligsberg aus Baiersdorf. Von ihm erschien im Jahre 1851 die Schrift „Moralische Betrachtungen zur häuslichen Erbauung für alle Stände und Konfessionen“. 1877 starb Rabbiner Seligsberg sel.A., nachdem er in Fellheim 47 Jahre amtierte.4) Ein Schulhaus errichtete die Kehille 1836. Neben einem Lehrer für die Elementarschule wurde auch Josef Thannhauser als Religionslehrer und Chasan angestellt.5) Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten immer mehr Juden von Fellheim in größere Städte ab, und einige gingen nach Amerika. Die Schule musste im Jahre 1910 schließen. Der Religionsunterricht für die wenigen noch verbliebenen Kinder wurde von einem Lehrer aus Memmingen erteilt.
1-5) W. Rapp „Geschichte des Dorfes Fellheim“