ULLSTADT/SUGENHEIM/Mittlefranken

Gegründet: Anfang des 17. Jahrhunderts – Fläche: 6330 qm

Der jüdische Friedhof Ullstadt mit seinen zahlreichen alten Grabstätten ist an der oberen, gegenüber dem Eingang liegenden Seite von Wald und an den restlichen drei Seiten von Wiesen umgeben. Das Geländer fällt zum schmiedeeisernen Eingangstor leicht ab. Die Ausmaße der Friedhofsanlage sind etwas ungewöhnlich und betragen in der Breite ca. 28 m, während die Länge mit ca. 200 m doch recht beachtlich ist. Eingefriedet ist der gute Ort auf drei Seiten mit einer 1,20 m hohen Natursteinmauer aus teils unverputzten Sandsteinquadern oder Bruchsteinen, während die hintere Längsseite durch einen Maschendraht abgegrenzt ist. Gleich beim Eingang steht ein massives Taharahaus aus Sandstein (zwei Räume à 17 qm). Viele der uralten Grabsteine sind zum Teil schon tief ins Erdreich eingesunken, andere wahrscheinlich schon ganz versunken, so dass die Grabreihen ungeordnet erscheinen, und doch ist hier der Eindruck eines altehrwürdige Beth Olam sichtbar. Der Friedhof wurde zeitweise noch von 11 weiteren Gemeinden des Bezirks benutzt, darunter Aub, Burghaslach, Neustadt a.d.Aisch und Sugenheim. Diese Gemeinde besaß auch später keinen eigenen Friedhof. Ein aus dem Jahre 1613 datiertes Dokument erwähnt die Aufnahme der Juden Itzchak und Josef durch den Herrscher des Hauses Seckendorf.

Seit 1620 haben die Sugenheimer Juden ihre Toten in Ullstadt beerdigt. Der älteste Grabstein datiert vom Jahre 1627. Nachdem am Ende des 17. Jahrhunderts die Kehille keinen eigenen Rabbiner hatte, war Bärmann Fränkel aus Fürth die rabbinische Autorität der beiden Gemeinden, bevor man sich ab dem Jahre 1729 an den Rabbiner Rafael Lazarus aus Mainbernheim wendete. Seit 1717 hatte die Kehille einen Vorbeter, der auch Schächter, Lehrer und „Schulklopfer“ war. Desweiteren war dieser Mann für die Versorgung von armen jüdischen Durchreisenden zuständig. Bis 1743 gab es auch in Sugenheim keine Synagoge, und man bete in einer privaten Betstube in Ullstadt. Erst 1756 bauten sich die Sugenheimer Juden eine eigene Synagoge. Zwischen den verschiedenen Statuten der Sugenheimer Kehille, die das tägliche Leben betrafen, ist erwähnt, dass Masken an Purim und öffentliche Freude an Simchat Thora wegen einer eventuellen schlechten Reaktion der Gojim strengstens verboten war.

Auch die Ullstadter Juden mussten in einer Privatstube beten, bevor mit Hilfe großer Mäzene, wie z.B. des Ehepaars Meier Seligman und Sara Stein, die zweihundert Gulden spendeten, im Jahre 1823 eine eigene Synagoge gebaut wurde. Ein unbekannter Chronist überlieferte diese Angaben und schrieb im Jahre 1858 auch über den Friedhof folgende Zeilen: „Mehr als alle vorhandenen Nachrichten, welche die Überlieferung an der Geschichte und Tradition über das Vorhandensein der Israeliten in Ullstadt aus früherer Zeit darthun, lässt sich aus dem Bestehen des israelitischen Begräbnisplatzes entnehmen. In ihm finden die Israeliten der ganzen Umgebung ihre Ruhestätten. Auf sein Bestehen hat die Hand der gewaltsamen Unterdrückung und Vernichtung keinen zerstörenden Einfluss geübt.

Friedhof Ullstadt mit Taharahaus

Seit unvordenklichen Zeiten gehören vereinigt zum hiesigen Judenbegräbnis die Israeliten zu Sugenheim, Burgambach, Schnodsenbach, Scheinfeld, Schornweisach, Dottenheim, Kaubenheim. Auch Diespeck und Pahres gehörten bis zum Jahre 1811, wo dort ein eigenes Begräbnis gegründet wurde, hierher. Hieraus wird ohne Zweifel der sichere Schluß zu folgen sein, dass früherer Zeit in Ullstadt eine bedeutendere Einwohnerschaft von Israeliten war, als gegenwärtig vorhanden gewesen sein muss, dass sie in Ullstadt einen Ort besonderer Sicherheit und Schutzes, wie man sich ausdrückt, Zuflucht, hatten. Wäre dieses nicht der Fall gewesen, sie würden gewiss nicht Ullstadt zum Ort der Grabesruhe für sich und die übrigen genommen haben. Und zwar vereinigt aus weiter Entfernung. Jene in Cap.I erwähnte Drangsalzeit hat gewiss auch die der damaligen Juden in Ullstadt heimgesucht und sie ihrer Synagoge, Habe und Existenz verlustig gemacht. (Anm.: Der Chronist bezieht sich auf die Zeit des „Schwarzen Todes“ im 14.Jahrhundert. Man gab den Juden hierfür die Schuld, verfolgte und mordete sie). Das Privilegium Ullstadts, „13 Familien Juden zu dulden“ scheint ein späteres Schutz- und Aufnahmebedingnis zu sein. Solche Ereignisse mögen während des Bestehens des Begräbnis stattgefunden haben, denn wenn Ullstadt zu jener ins dunkle gehüllte Zeit der Gründung des Begräbnisses nicht mehr Israeliten wie gegenwärtig gehabt, das Existenz-Privilegium von 13 Familien damals schwer bestanden hätte, würde die Errichtung eines so umfangreichen Begräbnis-Vereins der Ullstadt zum Hauptort sich erwählte wohl nicht zu Stande gekommen sein.

Bis zum Jahr 1838 bot der ältere Begräbnisplatz Raum zur Aufnahme der Verstorbenen, da wurde eine Vergrößerung dessen notwendiges Bedürfnis auf gestellten Antrag der Judenschaft namentlich deren Bevollmächtigten Meier Seligmann Stein von hier und Samuel Lüneburger von Scheinfeld wurden von dem angrenzenden Walde 68 Dezimal zur Vergrößerung des Begräbnis für 425 Gulden käuflich abgetreten. Laut Vertrag vom 24. Oktober 1838 welchen Vertrag die Vorstände der auswärtigen Vereinsgemeinden Löw Bing von Scheinfeld Mendel Freymann von Sugenheim und Salomon Mann von Dottenheim namens ihrer Gemeinden am 29. Okt. auch nachträglich durch eigenhändige Unterschrift zustimmten“.