THALMÄSSING/Mittelfranken

Gründung: 1832 – Fläche: 1387 qm

Auf einer Anhöhe über der Marktgemeinde Thalmässing liegt umgeben von einer kleinen Mauer der Gute Ort der einstigen jüdischen Gemeinde. (……….) lautet die Überschrift einer von zwei in die Einfriedungsmauer eingelassenen Tafeln neben dem Eingang, was soviel heißt wie: Ein großzügiger Spender leitet auch andere zum Spenden an, denn er selbst lebt, um wohltätig zu sein. Die ca. 130 Grabsteine, oft schön verziert und mit hebräischen und deutschen Inschriften versehen, stehen wahrscheinlich nicht mehr an ihren ursprünglichen Plätzen, da der Friedhof während der Nazizeit geschändet und die Grabsteine umgeworfen und/oder weggebracht wurden.

Urkundlich zum erstenmal erwähnt werden die Thalmässinger Juden im Jahre 1355; 1419 gab es in Eysölden (ca. 4 km nördlich von Thalmässing) drei Häuser in jüdischen Besitz. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden die Juden des Ortes vertrieben. Ein Schutzbrief ermöglichte um 1618 bis zu fünf jüdischen Familien eine Neuansiedlung in Thalmässing. In der Chronik der Marktgemeinde steht eine Aufzeichnung aus dem Jahre 1720: „Als in Teutschland Friede geworden (1648), da war nur ein Jud Namens Zussel und dieser ist 10-12 Jahre allein in Thalmässing gewesen, bis sein Sohn Michael geheiratet, dann diese zwei Juden gewesen, bis sie endlich erlangten, dass sich sieben Juden hie setzen durften. Ursach, dass sie einen Schulmeister halten können.

Denn dazumal haben in keinem Dorf oder Flecken mehr als sieben wohnen dürfen.“ Bis zum Jahre 1743 hat sich die jüdische Gemeinde auf 42 Familien mit 227 Seelen in 32 Häusern vergrößert.

Die Kehilla – sie war im Besitz einer 1690 erbauten Synagoge – war im 18. Jahrhundert eine der wichtigsten und reichsten im Bezirk Ansbach. Sie war der Sitz einiger „(……)“ (Bezirksrichter), u.a. des Rabbiners Jechiel Swulun ben Benjamin und des Gemeinderabbiners Mordechaj ben Mosche Aharon. Ihre Verstorbenen wurden in Georgensgmünd beerdigt, bevor 1832 der eigene Beth Olam gegründet wurde. Dies war durch großzügige Spenden der Familien Heidecker und Niedermair möglich, wie die oben erwähnten Erinnerungstafeln künden.

Die erste Lewaja war die von dem Handelsmann Abraham Wallerstein am 10. Februar 1833. 1857 wurde eine neue Synagoge errichtet.

Die Krone (der Cohen) mit segnenden Händen. Verzierung auf der Mazzewa des Cohen Chaim Katz sel.A. am Beth Olam in Thalmässing

Friedhof Thalmässing

In einem seit 1817 vom Gemeinde-schreiber Prager geführten Verzeichnis steht: „Am 1. Juli 1862 wurde durch Gesetz die Emanzipation der Juden in Bayern ausgesprochen, nachdem dieselbe schon im Anfang 1848 beim Landtage, wozu zwei Israeliten (Dr. Arnheim Bayreuth und Dr. Morgenstern in Fürth) gewählt worden sind, beantragt und bei jedesmaligem Zusammenkommen dieselbe in Anregung gebracht worden war. Die Israeliten sind nun den anderen Religionen, bezüglich der Ansässigmachung, Geschäfte und freien Religionsausübung gänzlich gleichgestellt, was nicht dem Landtage vorzüglich der Humanität, weilanden Seiner Majestät König Maximilian II. zu verdanken ist.
Am 1. Juli 1862 waren aufgrund des Matrikels in Thalmässing 57 jüdische Bürger ansässig.“ Anfang des 20. Jahrhunderts verfügte die Kehilla neben dem Friedhof und der Synagoge über eine Schule und eine Mikwe. Zwei Chewra Kaddischa (für Männer und Frauen) waren tätig. Bereits 1903 waren siebzehn Juden aus Thalmässing Mitglieder eines „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“.

Nach dem Krieg kamen einige amerikanische Soldaten nach Thalmässing. Laut Auskunft eines Dorfbewohners war auch ein Sohn eines ehemaligen jüdischen Thalmässingers darunter. Er sah den geschändeten Friedhof und ließ von den dortigen Nazischergen die verschleppten Mazzewot einsammeln und am Guten Ort erneut aufstellen. Das Taharahaus wurde 1968 wegen Baufälligkeit abgetragen.