SCHWANFELD/Unterfranken

Gründung: 1579 – Fläche: 17.850 qm

Der ca. 1 km von der Ortschaft entfernte, auf einer Anhöhe liegende Friedhof ist umgeben von einer Wiesenlandschaft und mit einem Drahtzaun eingefriedet. Auf der großen Fläche befinden sich mehrere ältere und jüngere Grabfelder. Ein Indiz dafür, dass der Gute Ort nicht von Anfang an diese Fläche hatte, sondern während der Jahrhunderte immer wieder erweitert wurde.

Im 17. und 18. Jahrhundert beerdigten auch die jüdischen Gemeinden aus Untereisenheim, Bibergau, Estenfeld, Dettelbach, Gochsheim, Zeilitzheim, Theilheim, Rimpar und Schwebheim ihre Verstorbenen auf diesem Guten Ort. Ungefähr in der Mitte des großen Areals steht auf der linken Einfriedungsseite ein zweigeschossiges Taharahaus. Das Entstehungsdatum ist nicht bekannt, doch vermutet man das 19. Jahrhundert. Im Erdgeschoß des Hauses steht der steinerne Waschtisch und auch ein Brunnen befindet sich innerhalb des Gebäudes. Im ersten Stock (die Zwischendecke ist heute nicht mehr vorhanden) war eine Betstube.

Erwähnt wurden Jeden in Schwanfeld schon zur Zeit der Rindfleisch-Pogrome (Rindfleisch war ein fränkischer „Edelmann“, der im Jahre 1298 als Anführer von mordendem Gesindel durch die Lande zog. Über 140 jüdische Gemeinden mussten unter diesem Terror leiden und mehr als 100.000 Juden wurden umgebracht). Danach gibt es keine Angaben über Juden in Schwanfeld und zwar bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, als sich dort eine neue Gemeinde ansiedelte. In einer Urkunde aus dem Jahre 1622 ist der Jude Hirsch erwähnt, ein Landwirt und Pferdehändler, der am Ort zwei Häuser besaß. Nachdem der Friedhof eingeweiht wurde, erhielt die Kehilla die Genehmigung, einen Rabbiner zu ernennen, ein Gericht zu gründen und einen Totengräber anzustellen. Als Gründungsdatum der örtlichen Chewra Kaddischa ist in einem steinernen Waschbecken im Taharahaus die Jahreszahl 1712 eingemeißelt. 1786 baute sich die Kehilla eine Synagoge. 1821 war neben der Chewra auch Zedaka, ein weiterer Wohltätigkeitsverein und ein Verein zur Unterstützung der Kunst und des Handwerks tätig. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine Schule eingerichtet. 1850 studierten dort 32 Schüler die Tora. Der Lehrer fungierte in der Kehilla zugleich als Kantor und als Schojchet (Schächter). Ein weiteres Pogrom ereilte die Schwanfelder Juden im Jahre 1866. Man misshandelte sie und zerstörte ihren Besitz. Ihren Zenit erreichte die Jüdische Gemeinde Schwanfeld im Jahre 1816, als mehr als ein Drittel der 619 zählenden Ortsbevölkerung Juden waren. Die letzte Lewajia auf dem Guten Ort in Schwanfeld war die von Miriam Schwab sel. A. aus Rimpar, am 22. Januar 1939.

Reich verzierter Grabstein von Chana Adler sel. A. aus Schwabheim auf dem Guten Ort in Schwanfeld.