HAGENBACH/Oberfranken

Gründung: 1737 – Fläche: 3880 qm

Wenige hundert Meter westlich der Ortschaft Hagenbach befindet sich der Beth Olam der einstigen jüdischen Gemeinde. Das Areal ist von einer Hecke umgeben. Der Eingang, am nordwestlichen Eck, besteht aus einem zweiflügeligen, schmiedeeisernen Tor und einer kleinen ebenfalls schmiedeeisernen Türe zwischen drei großen, massiven Steinsäulen. Die verschiedenen Stile der 386 Mazzewot zeigen den jeweiligen Einfluß ihrer Zeit und nicht zuletzt auch den wirtschaftlichen Stellenwert der verschiedenen Familien. So finden sich einfachste Steinplatten bis zu den großen, prunkvollen Grabsteinen der Familie Wassermann.

Erstmalig ist die Existenz einer jüdischen Gemeinde in Hagenbach während des Rindfleisch-Pogroms im Jahre 1298 erwähnt. Danach weiß man dort erst am Ende des 15. Jahrhunderts wieder von Juden. Es war die Zeit der Vertreibung der Bamberger Juden, die sich dann in Hagenbach und den Nachbarortschaften niederließen. Sie standen unter dem Schutz der jeweiligen Adelshäuser. Die Kehilla war Sitz einer der fünf Bezirke des Rabbinats Bamberg, welches sich 1658 gründete. Es repräsentierte die Juden des ganzen Fürstbistums, unter dessen Fürstenschutz sie sich auch befanden. 1) 1733 nahm bei der Wahl des Landesrabbiners in Bamberg Mendel bin Gumpel als Delegierter von Hagenbach teil. Wenige Jahre davor, 1727, baute sich die Kehilla eine Synagoge (1868 renoviert und erweitert). Sie war einstöckig und hatte an der Straßenfront zwei Bogenfenster und im hochgezogenen Giebel ein Rundfenster. An der Frontseite ragte der überdachte Raum für den Toraschrein nach außen. 2)1737 wurde der Friedhof angelegt.

Der alleinige Besitzanspruch der Hagenbacher Juden führte zu einem Streit mit den Wannbacher Juden, der jedoch vor dem Patrimonialgericht Hagenbach beigelegt werden konnte.
3)So war es dann auch der Gute Ort von Wannbach, Egloffstein, Wiesenthau und Mittelehrenbach.

Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts (der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Hagenbach lag bei ca. 60%!) verfügte die Kehilla neben dem Friedhof und der Synagoge auch über eine Mikwe und eine Schule mit Lehrerwohnung. Einen eigenen Lehrer hatte die Gemeinde jedoch nur bis 1846, danach wurden die Kinder von dem Sugenheimer Lehrer unterrichtet. 1830 konstituierte sich ein „Religions- und Wohltätigkeits-Verein“.

Friedhof Hagenbach

1813 gründete sich ein unabhängiges Hagenbacher Rabbinat, dem sich 14 kleinere Gemeinden anschlossen. 1867 vereinigte sich das Rabbinat mit dem aus Baiersdorf; beide wiederum gingen 1894 im Bamberger Rabbinat auf. Während des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Bevölkerung Hagenbachs stetig zurück.

1892 besuchten noch 15 Schüler die jüdische Schule. 1924 musste sie geschlossen werden. Im Band 1 Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (Hrsg.K.Guth) ist zu lesen: „Die drei letzten jüdischen Familien erwarben 1924 die Synagoge und das Schulhaus. Die aus dem Verkauf erlösten 600 Goldmark bildeten den Grundstock für eine Begräbnisfondsstiftung. Die Zinsen waren dazu bestimmt, Hecken, Wege, Gräber und Grabsteine instand zu halten.“ Die Kehilla Hagenbach löste sich bereits 1930, offiziell 1934, auf. Die letzte Lewajia auf dem Guten Ort war 1934 die von Abraham Hutzler sel.A.

1) Dr. A. Eckstein, Bamberg
2/3) K. Guth: Landjudentum in Oberfranken