ERLANGEN/Mittelfranken

Gründung: 1891 – Fläche: 2720 qm

Vom Norden in die Stadt Erlangen kommend, nicht weit von einem riesigen Klenze-Monument aus der Zeit König Ludwig I., dessen steinerne Gestalten die Donau und den Main symbolisieren, liegt in einem kleinen Wäldchen der Gute Ort von Erlangen. Eingefriedet durch eine Hecke und einem Drahtzaun befinden sich dort ca. 184 Mazzewot. Gleich hinter dem Eingangstor steht das einstige Taharahaus. Dieser große Backsteinbau wird heute noch als Friedhofspflegerhaus genutzt. Ein in der Mitte des Geländes angelegter Weg führt an einem im Jahre 1983 aufgestellten Gedenkstein für die während des NS-Terrors umgekommenen Erlanger Juden vorbei zu den im hinteren Teil des Guten Ortes gelegenen Grabreihen.

Eine jüdische Gemeinde existierte schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Erlangen. Ihr geistiger Mentor war Raw Vogelein. Diese Gemeinde existiert jedoch aufgrund von Vertreibung nur bis zum Jahre 1515. Ende des 17. Jahrhunderts, es waren bis dahin nur vereinzelt Juden in Erlangen, nahm Graf Christian Ernst Flüchtlinge aus Frankreich auf, die Hugenotten. Diese verlangten, dass der Graf kein Aufenthaltsrecht für Juden einräumen solle. Obwohl der Graf diesem Verlangen nachgab, kamen Juden aus der Umgebung – von Baiersdorf, Bruck und Uehlfeld – nach Erlangen um dort Handel zu treiben. Einige von ihnen erreichten es auch, erneut in Erlangen sesshaft zu werden. Eine israelitische Kultusgemeinde in Erlangen gründete sich erst wieder im Jahre 1873.

Ihre Verstorbenen wurden auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf begraben, dis die dortige Gemeinde aufgrund von Platznot die Benutzung durch die Erlanger Juden nicht mehr so gerne sah. Deshalb musste der Vorstand der Kehilla, Adolph Jacob, sich bemühen, beim Magistrat der Stadt eine Genehmigung für einen eigenen Begräbnisplatz der Juden zu bekommen. Aber diese Bemühungen waren zunächst nicht von Erfolg gekrönt.1) Gebetet wurde zu dieser Zeit in jüdischen Privathäusern. 1878 wurde ein Raum angemietet, in welchem fortan die Juden ihre Gebete abhielten. Vorbeter, Religionslehrer und Schochet war Salomon Heule aus Ichenhausen.2) Die jüdische Gemeinde konnte auf bekannte Persönlichkeiten in ihren Reihen verweisen, wie etwa den Arzt und Philantropen Jakov Herz (1816-1871), erster jüdischer Professor in Bayern. 1867 erhielt er die Ehrenbürgerschaft von Erlangen; oder David Morgenstern, den ersten jüdischen Landtagsabgeordneten in Bayern.3) 1890 wurde seitens der Kehilla erneut ein Gesuch bezüglich eines Friedhofes an den Stadtmagistrat gestellt, diesmal von Lämmlein Hirsch Gutmeyer. Es verging noch ein weiteres Jahr, bis am 28. Mai 1891 der Ankauf eines geeigneten Areals erfolgen konnte. Gleichzeitig wurde das Taharahaus mit einer Friedhofswärterwohnung geplant.4) Am 30. September 1891 sprach der Fürther Distriktrabbiner Dr. Jakob Neubürger (er war für die IKG Erlangen zuständig) den Segen am Guten Ort, und der neue Erlanger (…….) Moritz Morgenthau (er übte dieses Amt von 1881-1906 aus) betete den 16. Psalm.5) Am 1. 10. 1891 berichteten die „Fränkischen Nachrichten“ von der …… einstündigen Feier, die wohl in den Annalen der Geschichte Erlangens ehrbares Andenken erhalten wird“.6) Die Gemeinde verfügte seit 1890 über eine eigene Chewra Kaddischa für Männer und seit 1898 auch für Frauen. Die erste Lewajia war – zwei Monate nach der Gründung des Guten Ortes – von Max Aronstein sel.A.. Der letzte (………) der Kehilla war Justin Fränkel sel.A., der 1938 in die USA emigrierte, wo er am 19. 10. 1984 verstarb.6)

1-4-5) Erlanger Materialien 6,I.Sponsel
2-3-6) Stadtmuseum Erlangen

Gedenkstein auf dem Friedhof Erlangen

Friedhof Erlangen